Portrait: Isabella Mamatis

Isabella Mamatis
Schauspielerin, Regisseurin und Autorin für Theater und Hörwerke

Geboren: 28. 11. 1955 in Berlin-West
Vater: griechisch - Mutter: deutsch / holländisch

Aufgewachsen in zwei deutschen Staaten: BRD, 1967 bis 1974 in der DDR
1974 zurück nach Berlin-West

"Das Konzept zu der Erzähl-Inszenierung ‚Lange Tafel‘ ist das  Ergebnis meiner Suche nach einem Theater, das Menschen, unabhängig von ihrem Alter, ihrem Bildungsstand, ihrer Abstammung zusammenführen kann, um authentisch am ‚Kollektiven Wissen’ teilzunehmen. 2006 war es mir möglich, dank Aller, die ich hier in meiner Wahlheimat, dem Bergmannkiez, für die Idee gewinnen konnte, die erste ‚Lange Tafel Bergmannstraße’ zu entwickeln. Inzwischen gibt es vielerorts von mir initiierte Lange Tafeln, aus deren Erzählströmen sich 2010 das virtuelle Denk-mal: www-denk-mal-fuer-migration.com entfaltete. Die Lange Tafel Bergmannstraße ist der Beginn eines Gesamtkunstwerkes, das eines Tages um die ganze Welt gehen wird - Es ist nur noch eine Frage der Zeit."

Während meines Schauspielstudiums an der Hochschule der Künste in West-Berlin (1978-1982) beschäftigte ich mich mit experimentellen Theaterformen. Die Gründung des Theater zum Westlichen Stadthirschen und der damit verbundene Karl Hofer Preis ist ein Ausdruck dafür. Zudem hatte ich das Glück, auch mit großen Regisseuren wie Peter Stein, George Tabori, Henning Rühle, Roland Bergenhoff zusammen zu arbeiten.  Dabei lernte ich das Ensemble der damaligen Schaubühne kennen. Mit meinem Solo aus Texten zu Berlin, von Else-Lasker Schüler (Regie Ilona Zarypow), trat ich von 1989 bis 2000 insgesamt 156 Mal in Berlin  und über das Goetheinstitut auch im Ausland auf.

1990 debütierte ich als Regisseurin, Autorin und Choreografin  und wurde in Folge 7 Jahre durch den Senat gefördert .Meine interdisziplinären Theatralen Kompositionen wurden in Berlin, auf Festivals und  in Europa bekannt. Beeinflusst vom  Fluxus und John Cage beschäftigte ich mich mit dem Element des Zufalls als Baustein für Choreografien. Die einfallsreiche Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Marc Deggeller, der bei Achim Freyer studierte, unterstützte mich dabei. 1995 erhielt ich für ‚Apokalypse unserer Tage’, eine Theatrale Partitur über das Leben im KZ Sachsenhausen, den Deutschen Theater Literaturpreis.
 
In einer Auftragsarbeit der Berliner Festwochen in Kooperation mit dem Deutschlandradio und dem DRS Zürich entwickelte ich 1995 in Zusammenarbeit mit dem Klangkünstler Peter Tucholski das erste Hörtheater als begehbare Spirale, die sich um einen runden Tisch windet. In einer Komposition aus O-Tönen, Klängen und Geräuschen erfahren die Zuschau-Hörer die Geschichte eines alten Tisches aus Mecklenburg-Vorpommern. 

Der Einfluss meiner Kinder (Paul, geboren 1993 und Clara, geboren 1996) veränderte zunehmend die Richtung meines Kunstinteresses. Ich begann, mich mit dem Element Erzählung zu beschäftigen. Dafür begab ich mich zunächst an den Ursprung unserer Kultur- ich übertrug die Odyssee von Homer in eine heutige Sprache, um sie anschließend als 9 teilige Hörwerkserie für Menschen ab 6 Jahre erfahrbar zu machen. Es folgten 8 Schöpfungsmythen  acht verschiedener Religionen. Dafür fand ich aufgeschlossene Kooperationspartner im Deutschlandradio und in Zürich am DRS.
 
Seit 2006 inszeniere ich auch jenseits der Kulturpaläste im öffentlichen Raum, an den Langen Tafeln- Theaterereignisse für die Kommunikation der Generationen. Mit die ‚Abenteuer des Homo Migrantes-Berlin’ begründete ich 2011 eine neue Dramatik, die ich ‚Neue Wanderkultur‘ nenne. Die Premiere dazu fand am 14. Februar 2011 im Saal des Deutschen Theaters statt. Die Inszenierung ist hier in dieser Ausstellung als Aufzeichnung einer Veranstaltung im Kreuzbergmuseum zu sehen.