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Anlässlich des Fünfjährigen der Langen Tafel und Initiation des Denkmals für Migration erklärt die Regisseurin Isabella Mamatis der Zitty ihr Regiekonzept für die Langen Tafeln:
"Seit fünf Jahren inszenieren Sie ein öffentliches Spaghettiessen als 'Lange Tafel'. Warum ist das für Sie Theater und kein Sozialprojekt?
Ich komme vom Theater. Wenn ein Maler eine Apfelsine auf den Tisch legt, legt er keine Apfelsine auf den Tisch, sondern entwirft ein Bild. Ich habe nach einer Theaterform gesucht, die die Menschen nicht zum andächtigen Schweigen bringt, sondern in einen Dialog. Mich interessiert, wie es ist, wenn ich den Zuschauer in seiner traditionellen Position aufhebe. Theater ist schon immer ein Spiegel der Zeit gewesen. Ich finde, dass das Schweigen derzeit überhand nimmt. Wir sitzen vor dem PC, vor den digitalen Kommunikationsmitteln und schweigen.
Virtuell wird dabei jede Menge geschwatzt, getwittert und gebloggt.
Ein Austausch findet dabei eben nur virtuell statt und nicht direkt. Das gesprochene Wort, das dem Theater elementar ist, die alle Sinne umfassende Interaktion, verkümmert. Mit dem Format der 'Langen Tafel' lasse ich nicht die Zuschauer in eine Richtung auf einen Menschen gucken, sondern ich schaffe so etwas wie die Begegnung im Theater. Der Zuschauer ist abwechselnd Betrachter und Darsteller. Es gab in der Vergangenheit durchaus andere Produktionen in dieser Richtung als Theater für einen Zuschauer. Ich wollte aber, dass ganz viele mein Theater erleben. Und ich möchte Menschen erreichen, die sonst nie ins Theater gehen würden.
Wissen die Teilnehmer überhaupt,dass sie sich aktiv in einem Theaterstück befinden?
Sie sehen sich als Teil eines Festes, aber uns, den Machern und den 300 Schülern, die das vorbereiten, ist klar, dass sie Teil einer Theateraufführung sind. Die Schüler schlüpfen in eine Rolle, nämlich die des Gastgebers. Ich habe unter anderem bei Augusto Boal studiert …
…dem letztes Jahr verstorbenen brasilianischen Regisseur und Begründer des „Unsichtbaren Theaters“.
In dieser Theaterform weiß der Zuschauer auch zunächst nicht, dass er eine Inszenierung im öffentlichen Raum erlebt. Bei der 'Langen Tafel' merken die Teilnehmer, dass die Protagonisten, also die Schüler, eine bestimmte Aufgabe haben, zu der sie sich verhalten müssen. Das ist die Kraft dieses Formats, es holt dich viel authentischer in den Moment hinein.
In diesem Jahr ist das Gesprächsthema, zu dem die Schüler die Besucher animieren wollen, 'Migration'. Dazu wollen Sie ein 'Denk-Mal' errichten. Wie hat man sich das vorzustellen?
Das ist kein greifbares, sondern ein virtuelles Denkmal, ein interaktives Archiv im Internet. Bei der Vorbereitung haben wir festgestellt, dass die Schüler kaum etwas über die Hintergründe der Migration ihrer Familien wissen. Sie haben das dann selbst recherchiert, ihre Verwandten befragt und so mit Oral History Methoden die Migrationsgeschichten ihrer Eltern und Großeltern aufgeschrieben. Das fließt jetzt in die Inszenierung der 'Langen Tafel' ein und soll als 'Denk-Mal' im Internet abrufbar und vernetzbar bleiben."